Kigamboni Community Centre
Eine solidarische, unterstützende und kreative Welt ohne Armut – diese Vision vor Augen gründeten Festo, Rashid, Nassoro und George 2007 ein Gemeindezentrum in Kigamboni, einem Stadtteil von Dar es Salaam in Tansania. Die vier jungen Männer hatten in ihrer Kindheit selbst unter Armut, Misshandlung und Obdachlosigkeit zu leiden - und vor allem unter fehlenden Bildungschancen. Sie wurden damals von ihrem Umfeld unterstützt und wollen der Gemeinschaft jetzt etwas zurückgeben. Armut wollen sie durch soziale und wirtschaftliche Entwicklung bekämpfen und konzentrieren sich dabei auf Schulbildung und Talentförderung. Nach einem Treffen mit Regierungsvertretern wird das KCC-Projekt zukünftig in in ganz Tansania etabliert werden, nachdem es in letzter Zeit sehr gute Erfolge erzielt hat.
Das neue Stück: Ich bin jemand
Die Geschichte des neuen Stücks von KCC handelt von einer Familie mit zwei Kindern, die nach dem Tod ihrer Mutter alleine mit dem Vater aufwachsen. Der Vater verkraftet den Verlust allerdings nicht, verbringt seine Tage in Clubs und verfällt zunehmend dem Alkohol. Die Kinder werden in der Folge vernachlässigt und nichts ist mehr, wie es einst war. Als eines Tages der Vater mit einer jungen Prostituierten nach Hause kommt, eskaliert die Situation. Im Vollrausch beginnt der Vater, die Kinder zu schlagen und sie aus dem Haus zu werfen, um fortan mit seiner neuen Geliebten das Haus für sich zu haben.Tagsüber irren die Kinder orientierungslos in den Straßen der Stadt umher, ohne ein Lager oder eine Bleibe für die Nacht. Alleine auf sich gestellt, beginnt der Bruder, notgedrungen zu stehlen, damit er und seine Schwester überleben können. Nach vielen Zwischenfällen begegnen sie schließlich einem Sozialarbeiter, der sie mit in das lokale Gemeindezentrum nimmt, wo sie mit dem Nötigsten versorgt werden, eine Unterkunft erhalten und zur Schule gehen können. Von Schuldgefühlen geplagt und in seinen nüchternen Momenten um seine Kinder besorgt, beschließt der Vater schließlich, nach ihnen zu suchen... Es ist eine Geschichte und es sind Schicksale, wie sie leider häufig in Tansania anzutreffen sind und trotzdem schafft es KCC auch diese ernste Thematik mit den für sie typischen, humoristischen und akrobatischen Einlagen am Ende zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen.
creACTiv für Klimagerechtigkeit
Die Show, mit der KCC im September letzten Jahres nach Hamburg kam, zeigte die Folgen die Klimawandels am Beispiel eines Dorfes in Tansania. Wie immer spielten Tanz und Akrobatik, dabei eine wesentliche Rolle. Kelvin, die Hauptfigur des Stückes, bepflanzt sein Land und bereitet es auf die Regenzeit vor. Weitere Personen kommen dazu und helfen ihm beim Pflanzen. Dann ein Zeitensprung: Tansania, 20 Jahre später. Ein Mann liegt entspannt am Strand. Der Farmer Kelvin kommt, lädt seinen Müll neben ihm ab und verschmutzt das Meer. Doch niemanden interessiert sich dafür. Die Menschen gehen ihrer Arbeit nach, ohne einen Gedanken an Umweltverschmutzung und Klimawandel zu verschwenden. Doch der Dorfvorsteher erkennt das Problem. Er ruft die Dorfbewohner*innen zusammen und erklärt, dass sie Bäume pflanzen, ihre Umgebung sauber halten und Energie sparen sollen. Kelvin ist damit nicht einverstanden und beginnt einen Streit. Im Zorn fällt er Bäume, wirft Müll achtlos weg und stellt sich gegen alles, was der Dorfvorsteher und die Bewohner ihm sagen. Sie versuchen, ihn davon abzuhalten – doch Kelvin flieht. Immer mehr Leute jagen ihn und es kommen weitere Probleme hinzu...
Tansania gehört zu den 20 am meisten vom Klimawandel gefährdeten Staaten dieser Erde. Es gibt seit einiger Zeit Netzwerke in der Zivilgesellschaft, die sich mit diesem Thema befassen und das Bewusstsein für die Problematik bei den Menschen Tansanias schaffen wollen. KCC ist in dieser Vereinigung aktiv dabei und möchte mit seinem neuen Theaterstück das Bewusstsein für den zunehmenden Klimawandel schärfen.
Schulbildung und Talentförderung
Zwar verbessert sich das tansanische Bildungssystem nach und nach, doch noch immer gibt es viele Lücken. Um diese zu schließen, bietet das Kigamboni Community Centre Grundschulunterricht an - auch für Kinder, die bereits älter als sieben Jahre alt sind und damit kein Recht mehr auf die staatliche, vierjährige Grundschulausbildung haben. Am Ende der auf zwei Jahre komprimierten Grundschule im Kigamboni Community Centre können die Kinder durch eine Abschlussprüfung den Zugang zum staatlich weiterführenden Schulsystem erwerben. Das Bildungsangebot beinhaltet eine kostenlose Vorschule, für die die Eltern andernfalls Schulgeld bezahlen müssten. Ergänzend bietet das Kigamboni Community Centre Nachhilfeunterricht, Englisch- und Computerkurse an sowie ein Peer Education-Programm, welches zusätzlich zur klassischen institutionellen Bildung soziale Kompetenzen und einen respektvollen Umgang miteinander fördert. In diesem Kurs werden alltägliche Probleme wie Gesundheit und Sicherheit besprochen, über HIV, (sexuelle) Gewalt und Prostitution aufgeklärt.
Den KCC-Initiatoren liegt die außerschulische Beschäftigung und Talentförderung sehr am Herzen. In vielen Familien werden die besonderen Begabungen der Kinder nicht erkannt und entsprechend nicht gefördert. KCC übernimmt diese Aufgabe und bietet mit der „Talent Academy“ ein breites nachmittägliches Angebot. Die Aktivitäten bringen den Kindern Spaß, manchen eröffnen sich sogar neue Perspektiven wie etwa ein Berufseinstieg. Da immer mehr Ehrenamtliche ihre Fähigkeiten einbringen, kann das KCC das Angebot der Aktivitäten ständig erweitern. Von Anfang an bietet das KCC-Gründungsmitglied Nassoro Mkwesso ein Akrobatik-Programm an. Er ist selbst Akrobat. Schon mit elf Jahren tourte er mit einer Zirkusgruppe durch Südostasien. Das professionelle Team der Akrobatikgruppe des KCC wird regelmäßig für Events und Auftritte gebucht. Ebenfalls seit beginn 2007 besteht das Theater-Programm. Die Gruppe schreibt selbst Stücke über soziale Probleme und führt diese im Stadtteil auf. Beliebt sind auch die Tanzgruppen. Es gibt eine Gruppe für traditionelle Tänze aber auch modernen Tanz. Wie die Akrobaten werden auch die Tanzgruppen regelmäßig für Auftritte gebucht. Neben einer Musikgruppe und verschiedenen Sportarten gibt es im KCC auch Programme für Kunst und Handarbeiten. Dort lernen die Schüler Malen, Nähen und Schmuck herzustellen – teils auf handwerklich hohem Niveau. Der Verkauf der Produkte sichert dem KCC ein eigenes Einkommen.
KCC Children’s Shelter
Die UN-Kinderhilfsorganisation Unicef schätzt, dass rund 3000 Kinder in Dar es Salaam auf der Straße leben. Sie sind im KCC ohne Ausnahme willkommen, bekommen Unterstützung und nehmen an den vielfältigen Aktivititäten teil. Um ihnen dauerhaft eine sichere Unterkunft und Hoffnung auf ein geborgenes Leben bieten zu können, gibt es das Projekt KCC Children’s Shelter. Da die Eltern vieler Straßenkinder noch leben, machen sich die Mitarbeiter des KCC aktiv auf deren Suche und klären, ob eine Rückkehr möglich und gewollt ist. Ist dies nicht der Fall, versucht das Team von KCC die Kinder an Pflegefamilien zu vermitteln. Da es jedoch für viele Straßenkinder nicht leicht ist, sich wieder an das Leben in einer richtigen Familie zu gewöhnen, will KCC die obdachlosen Kinder in Zukunft in betreuten Wohnungen unterbringen. Dafür plant das Center auf einem zu diesem Zweck neu erworbenen Gelände ein Haus zu errichten.