Lucas Filmfestival
LUCAS ist das älteste Kinderfilmfestival Deutschlands. Das traditionsreiche Festival bietet Frankfurter Kindern seit 1974 Einblicke in die Lebenswelten von Kindern aus anderen Kulturen und Ländern. Das Wettbewerbsprogramm setzt sich für künstlerisch und thematisch wertvolle Filme ein, die fremde Welten und Bilder verständlich werden lassen, die Kinder ernst nehmen und sie dabei auch unterhalten. Ernste Stoffe haben genauso ihren Platz wie stille, poetische Filme und turbulente Unterhaltungsformate. Alle Wettbewerbsfilme sind zum ersten Mal auf deutschen Leinwänden zu sehen. Um der Meinung der Kinder bei einem Kinderfilmfestival ausreichend Gewicht zu verleihen, sitzen nicht nur erwachsene Experten in der Jury, sondern auch Kinder, die gleichberechtigt über die Vergabe der LUCAS Preise mit entscheiden. Von der Stiftung wird der Ustinov Award für die cineastische Gesamtleistung vergeben.
Lucas 2016
Bei LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans (18. bis 25. September 2016) war zur 39. Ausgabe in diesem Jahr alles neu: Das älteste an die junge Generation gerichtete Filmfestival Deutschlands, ausgerichtet vom Deutschen Filminstitut, Frankfurt am Main, stellt sich komplett neu auf und erhält deshalb auch einen neuen Namen: LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans richtet sich künftig an die wesentlich breitere Zielgruppe von vier Jahren bis 18plus und bietet dieser ein abgestimmtes Filmprogramm in drei Sektionen. Die Zielgruppe selbst mischt künftig noch viel stärker bei LUCAS mit: So sind nicht nur wie bisher in allen Jurys auch Kinder und Jugendliche beteiligt, sie sind dezidiert dazu aufgefordert, sich das Festival zu eigen zu machen und es mitzugestalten, etwa bei der Auswahl der Filme und der Vorbereitung der Filmgespräche. Auch die mehrsprachige Festivalzeitung, die den Katalog ersetzt, wird von Kindern und Jugendlichen selbst (mit-)geschrieben. „Deshalb werden wir Filme zeigen, von denen wir überzeugt sind, dass sie Neugier und Leidenschaft bei der jungen Zielgruppe wecken.“ Das können Klassiker der Filmgeschichte sein und selbstverständlich auch solche Werke, die nicht als Kinder- oder Jugendfilme gelabelt sind. „Wir glauben, dass sich die Heranwachsenden für die ganze Bandbreite des internationalen Kinos interessieren.“ Die Ausschreibung für den LUCAS-Kurzfilmwettbewerb gibt es auch weiterhin – jetzt erweitert zum „Wettbewerb für kurze und mittellange Filme“. Bei der Programmierung der Wettbewerbe berät eine Auswahlkommission, der Annette Friedmann und Martin Ganguly (Langfilm) sowie Ursula Vossen und Pamela Fischer (kurze und mittellange Filme) angehören. Begegnungen mit Filmschaffenden aus aller Welt sind ein besonderer Schwerpunkt von LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans. Ihnen wird in ruhiger und intimer Atmosphäre künftig breiter Raum gegeben. Kinder und Jugendliche übernehmen auch mal selbst die Moderation und gestalten den Ablauf mit.
Preisträger 2016
Tunis kurz vor der Zeit, die oft als arabischer Frühling bezeichnet wird. Farah ist gerade mal 18, hat ihr Abitur gemacht, und die Familie stellt sie sich bereits als Ärztin vor. Sie aber singt fürs Leben gern in einer Rock-Band und rebelliert mit politischen Texten gegen die einengende Gesellschaft. Das ist das vibrierende Porträt einer jungen Frau, die gegen männliche Strukturen Sturm läuft, abhebt und auf den Boden der Realität fällt. Ein explosiver Film.
Junge Frau in einer Männerwelt
Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Gesetze und Spielregeln, gleichzeitig gibt es Ähnlichkeiten im Menschsein quer durch die Welt. Zu ihnen gehören die jugendliche Neugier und der Freiheitsdrang, von denen auch die 18-jährige Farah im ersten Spielfilm von Leyla Bouzid beseelt ist. Sie hat ihre Mittelschule abgeschlossen und singt in einer Band. Sie singt fürs Leben gern und wird dabei auch den einen oder anderen Frust los, der sich aufgestaut hat. Zuhause versucht die Mutter, Farah zu bändigen und ihr deutlich zu machen, dass eine junge Frau in Tunesien sich nicht alles erlauben könne und dass es manchmal besser sei, sich zurückzuhalten. Aber genau das will Farah nicht, sie steht für jene Generation, die vor wenigen Jahren auf die Strasse ging, um die Dinge zu ändern. Die Tunesierin Leyla Bouzid erzählt die Geschichte der jungen Rebellin mit Feingefühl und einer geteilten Lust am Aufbruch und Ausbruch. Jede Gesellschaft muss sich verändern, wenn sie vorwärtskommen will. Das Umfeld lässt in ihrer Heimat den Frauen wenig Spielraum; die Mutter, das wird im Verlauf des Filmes klar, weiss selber nur zu gut, was sie meint, wenn sie ihre geliebte Tochter zu besänftigen versucht. Bouzids Film steckt voller Elan einer Generation, die auch in der Wirklichkeit des so genannt arabischen Frühlings erfahren musste, dass alles seine Zeit braucht und mitunter mehr Geduld, als Jugendliche aufzubringen vermögen. Farah hat die Rockmusik als Ventil, hat ihre Band, mit der zusammen sie auftreten und sich auslassen kann. Und wenn Leyla Bouzid eine Geschichte erzählt, die sie im 2010 angesiedelt hat – also bevor der Sturm losging –, dann erzählt sie ganz intensiv von heute.
LUCAS 2015
38. internationales Kinderfilmfestival
Im Jahr 2015 konnte sich LUCAS über einen Besucherrekord freuen. Mehr als 7.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene zählten die Festivalmacher vom Deutschen Filminstitut in den mehr als 60 Veranstaltungen im Deutschen Filmmuseum, im Cinestar Metropolis und in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden. Die 38. Ausgabe des LUCAS präsentierte viele neue Ideen und Premieren. Erstmals wirkten Schülerinnen und Schüler als Filmbotschafter bei der Auswahl des Festivalprogramms mit. Die Realschulklasse 9b der IGS West in Frankfurt-Höchst präsentierte den Film DEINE SCHÖNHEIT IST NICHTS WERT (Österreich 2012, R: Hüseyin Tabak) mit Besuch des Regisseurs und Hauptdarstellers. Ebenfalls erstmalig empfing LUCAS junge Filmjuroren aus ganz Deutschland zu einer zentralen Konferenz der deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) bei LUCAS. Das Festival war für Fachbesucher erneut ein Ort des gegenseitigen Austauschs. Auf eine Einladung hin diskutierte die Branche über serielles Erzählen in neuen Produktionen und wie sich filmische Ausdrucksformen in ein Fernsehformat übertragen lassen. „Mehr Mut zum Genre und mehr Vertrauen, neue Stoffe zu verwirklichen“, wünschen sich die Produzenten der TV-Mystery- Serie ARMANS GEHEIMNIS (Deutschland 2015, R: Alex Schmidt), deren erste Staffel im Rahmen des Festivals Kinopremiere feierte.
Auch 2015 beschäftigte sich das Festival mit Kindern, die ihre Heimat verlassen müssen, und knüpfte mit einer Auswahl an Filmen an den viel beachteten Fokus „Migration – Traum oder Trauma?“ vom vorigen Jahr an. Besonders bewegend war für viele Familien der Bericht des Reporters und "Welterforschers" Willi Weitzel über Begegnungen mit Kindern in Flüchtlingslagern in Bulgarien, der Türkei, im Libanon und in Malawi. Im Rahmen dieser Veranstaltung stellte die Peter Ustinov Stiftung auch ihre CHILDREN WELCOME Intitiave, das Kreative Willkommenspaket für Flüchtlingskinder vor.
Preisträger 2015
Zum vierten Mal wurde im Rahmen des LUCAS der Sir Peter Ustinov Jugendfilmpreis vergeben. Der Gewinner in diesem Jahr war „Conducta/Conducta – Wir werden sein wie Che“ (2013). In dem sozialkritischen Film setzt sich Regisseur Ernesto Daranas mit dem Schulsystem und den unterschiedlichen Lernmethoden auf der Zuckerinsel Kuba auseinander. Das Drama „Leave to remain“ über Jugendliche aus Afghanistan, die in England Asyl suchen, erhielt eine lobende Erwähnung.
Der Sir Peter Ustinov Newcomer Award ist ein Darstellerpreis, der in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen wurde. Die Jugendjury entschied sich für Gijs Blom alias Casper in „Pijnstillers/Painkillers“ (Niederlande 2014‚ R: Tessa Schram).
Preisträger 2014
LUCAS verlieh 2014 zum dritten Mal den Sir Peter Ustinov Jugendfilmpreis. Gewinner war "Jongen/Boys" (Niederlande 2013) von Regisseurin Mischa Kamp.
In dem Film erleben zwei heranwachsende Jungen, die sich ineinander verlieben, ein Wechselbad der Gefühle. Die Jury aus fünf 14- bis 16-jährigen Schülern urteilte, die Themen Homosexualität und Coming-out seien behutsam und in schönen Bildern dargestellt. Über diesen Wettbewerb mit neun Filmen entschied die junge Jury eigenständig.
Zum zweiten Mal vergab die Jugendjury auch einen Darstellerpreis. Den Sir Peter Ustinov Newcomer Award erhielt Ahmad Bayatra aus dem Film GIRAFFADA (Palästina, Italien, Deutschland, Frankreich 2013, R: Rani Massalha). Der Kinderdarsteller spielt den zehnjährigen Ziad, der gemeinsam mit seinem Vater eine Giraffe aus einem Zoo in Tel Aviv ins Westjordanland schmuggelt.