Rescue Centre
Unsere Partnerorganisation, die Rescue Foundation, kämpft mit Helfern aus unterschiedlichsten Bereichen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution und befreit junge Mädchen aus indischen Bordellen. Anschließend begleitet sie diese auf ihrem Weg in ein neues Leben. Allein dieses Jahr wurden 252 Mädchen bei insgesamt 44 Razzien aus indischen Bordellen befreit. Insgesamt konnten über die letzten Jahre bereits über 5000 gerettet werden. Im Anschluss unterstützt die Rescue Foundation die Betroffenen durch psychologische Betreuung, rechtlichen Beistand und über Ausbildungsprogramme, damit den Mädchen in einem weiteren Schritt der Weg zurück in die Gesellschaft geebnet wird und in eine Zukunft, die nicht von Armut und sexueller Ausbeutung geprägt ist.
Die Arbeit der Rescue Foundation
Häufig werden Mädchen aus Bangladesch, Nepal aber auch aus Indien in die Prostitution gezwungen und müssen in schwierigen Operationen wieder aus den Bordellen befreit werden. Nach der Befreiung sind die Mädchen oft schwer traumatisiert. Viele, die teilweise jahrelang in der Sexsklaverei verbracht haben, weisen deutliche Bildungsdefizite auf, da sie über einen längeren Zeitraum die Schule nicht besuchen konnten. Andere wiederum haben keine berufliche Ausbildung genossen. Die Mädchen und jungen Frauen müssen entsprechend langwierig wieder in die Gesellschaft reintegriert werden. Dieser Prozess verlangt eine vielschichtige Vorbereitung, der bei den Mädchen und ihrer Selbsterfahrung beginnt. Sie müssen sich dringend zunächst selbst wieder positiv erleben, ihren missbrauchten Körper wieder akzeptieren lernen und und eine positive Beziehung zu sich selbst aufbauen. Dies ist die erste und wichtigste Aufgabe der psychosozialen Rehabilitation, die in den drei Zentren Mumbai, Pune und im ländlichen Boisar durchgeführt wird. Mit Unterstützung der Peter Ustinov Stiftung werden Kurse in Yoga und Karate angeboten; genereller Schulunterricht, insbesondere in den Fächern Hindi, Englisch, Marathi, Mathematik und den Naturwissenschaften. Außerdem exisitiert eine berufliche Fortbildung, insbesondere in den Bereichen Textil, Friseurhandwerk sowie Umgang im mit Computern aber auch in Heil- und Pflegeberufen.
Wir erwarten uns von unserem Engagement, dass die geretteten Mädchen nicht als traumatisierte Menschen in ihre Heimatgemeinden zurückkehren, sondern als selbstbewusste und gestärkte Personen, die neben einer schulischen auch eine berufliche Ausbildung genossen haben, die es ihnen erlaubt, sich eine selbständige und unabhängige Zukunft mit Perspektiven aufzubauen. Die Rescue Foundation ist seit vielen Jahren Partner der Peter Ustinov Stiftung und ist eines ihrer ersten Projekte. Die Partnerorganisation befreit jedes Jahr mehrere Hundert Mädchen und junge Frauen.
Diese gemeinsam mit Polizeikräften durchgeführten Rettungsaktionen finden hauptsächlich im Großraum Mumbai mit etwa 30 Millionen Einwohnern sowie in der Millionenstadt Pune statt. Das Projekt wird jährlich besucht und evaluiert. Die Rescue Foundation selbst hat ihren Sitz in Mumbai, im Bundesstaat Maharashtra. Neben zwei Häusern in Mumbai und Pune kann sie auf ein weitläufiges Gelände im ländlichen Boisar zurückgreifen, etwa 100 km nördlich von Mumbai gelegen.
An allen drei Standorten ist es möglich, Mädchen aufzunehmen und zu unterrichten. Die Rescue Foundation wurde zu Beginn durch die Partnerorganisation Maiti Nepal mit gegründet, eine enge Zusammenarbeit besteht bis heute. Darüber hinaus arbeitet die Rescue Foundation bei der Rückführung der Mädchen in ihre Heimat eng mit der Partnerorganisation Rights Jessore in Bangladesh zusammen.Die Peter Ustinov Stiftung übernimmt u.a. die Lehrergehälter, damit der Unterricht in den oben genannten Fächern gesichert werden kann.
Mumbai, Pune, Boisar, Neu-Delhi - die Schutzzentren der Rescue Foundation
Das Schutzzentrum in Mumbai und der Neubau in Delhi
Die Rescue Foundation betreibt derzeit drei Schutzzentren - Mumbai ist eines davon. Ein viertes Schutzzentrum in der Hauptstadt Delhi soll 2017 in Betrieb genommen werden. Geplant ist ein modernes, erstklassiges Heim mit Unterkünften für über 100 Mädchen. Platz geschaffen wird zudem für Büros, Trainingsflächen und die Unterbringung der Mitarbeiter. Nach dem Baubeginn im März - und zwischenzeitlichen Verhandlungen mit lokalen Zulieferern und der Überprüfung der Grundwasserqualität - sind die Baumaßnahmen jetzt wieder in vollem Gange.
In Mumbai hat die Rescue Foundation mit großzügiger Unterstützung in- und ausländischer Förderer ein siebenstöckiges Gebäude erworben, in welchem im Erdgeschoss die Zentrale untegebracht ist, in den beiden Stockwerken darüber die Schul-, Wohn- und Schlafräume der Mädchen. In den Anfangsjahren war das Zentrum in Mumbai das einzige Zentrum, in dem die geretteten Mädchen Schutz fanden. Da der Raum nicht ausreichte, musste er erweitert werden: es kamen die Zentren in Boisar und Pune hinzu. Im Schutzzentrum in Mumbai leben derzeit etwa 150 Mädchen.
Das Schutzzentrum in Boisar
Boisar liegt etwa 100 km nördlich von Mumbai auf dem Land. Das große Gelände beherbergt einige Häuser für die Mädchen, ein Schulgebäude, ein Multifunktionsgebäude, einige Bungalows am Rande, in welchen die Lehrer und anderes Personal wohnen sowie eine große Landwirtschaft mit Kühen, Feldern eigener Biogasanlage etc. Hinter den Gebäuden für die Mädchen ist eine Krankenstation zu finden, in welcher die Mädchen und jungen Frauen akut medizinisch behandelt und falls notwendig auch dauerhaft stationär behandelt werden können. Sowohl im Schulgebäude als auch im Multifunktionsgebäude werden die Mädchen unterrichtet. Der dort angebotene Schulunterricht wird durch lokale Lehrerinnen durchgeführt, die aus den umliegenden Dörfern jeden Morgen in das Schutzzentrum kommen. Darüber hinaus unterstützt die Peter Ustinov Stiftung die berufliche Ausbildung. Die Mädchen werden als Schneiderinnen, Friseurinnen und in Pflege- und Heilberufen ausgebildet und erlernen den Umgang mit dem Computer. In Boisar leben derzeit 136 Mädchen, die aus der Zwangsprostitution befreit wurden und nun rehabilitiert werden. Die Zahl verändert sich allerdings laufend, da immer wieder gerettete Mädchen hinzukommen, während andere wiederum in ihre Heimatgemeinden reintegriert werden können.
Das Schutzzentrum in Pune
Wie auch in den anderen Schutzzentren in Boisar und Mumbai sind in Pune Mädchen untergebracht, die aus der Zwangsprostitution gerettet wurden. Gerettete Mädchen müssen nach indischem Recht dort beherbergt werden, wo die Straftat begangen wurde, also für in Mumbai gerettete Mädchen ist das das Zentrum in Mumbai selbst, im Distrikt Thane das Schutzzentrum in Boisar und für Mädchen, an denen die Straftaten in Pune begangen wurden, ist das Schutzzentrum in Pune zuständig. Aus u.a. diesem Grund wird auch das Schutzzentrum derzeit in Delhi errichtet, um auch diesen Mädchen entsprechenden Schutz zu gewähren und Rehabilitationsmaßnahmen durchzuführen. Das Zentrum in Pune wird durch Dr. Padriya geleitet, eine promovierte Rechtsanwältin, welche die Mädchen und die Rescue Foundation in allen Rechtsbelangen unterstützt. Das Schutzzentrum in Pune ist das kleinste der existierenden drei Zentren. In ihm lebten sehr beengt derzeit 65 Mädchen. Aus diesem Grund wurde das dreistöckige Gebäude erweitert, so dass es nun bis zu 100 Mädchen aufnehmen kann.
Das Schicksal von "Sanjana"
Sanjana 17 Jahre alt, im April 2016 von der Rescue Foundation befreit
Sanjana wurde in einer nepalesischen Ziehfamilie geboren und großgezogen. Sie ist Hindu und praktiziert regelmäßig alle religiösen Praktiken und nimmt an den religiösen Festlichkeiten teil. Ursprünglich stammt sie aus der Region Sengja, zugehörig zu Kathmandu in Nepal. Sanjana stammt aus geordneten Verhältnissen und einer liebevollen Familie und hatte eine gute Beziehung zu Freunden und Nachbarn. Ihr Vater war Bauarbeiter und sorgte als Einziger für dasFamilieneinkommen.
Wie viele andere in Nepal, wurden Sanjana und ihre Familie von schweren Erdbeben und ihren Folgeschäden schwer getroffen. Ihre Familie verlor ihr Haus und die gesamte Familie fand sich auf der Straße wieder. Die Zerstörung durch die Erdbeben entzog der Familie ihre Existenzgrundlage, da nun auch der Vater in der Folge arbeitslos wurde und das einzige Familieneinkommen damit wegbrach.
Sanjanas Eltern waren bereits im fortgeschrittenen Alter und nicht mehr in der Lage, schwere, körperliche Arbeit anzunehmen und die Lage der Familie verschlechterte sich zusehends. Als die älteste von drei Geschwistern war es somit an Sanjana, für das Familieneinkommen zu sorgen. Sehr besorgt um den Zustand der Familie, verließ sie ihre Familie, um bei einer Tanta im indischen Jaipur in der Textilindustrie zu arbeiten.
Doch dort kam sie nie an. Ein fremder Mann, der sie im Bus ansprech, lockte sie mit der Aussicht auf eine lohnende Hausarbeit - und die Falle schnappte zu. Im April 2016 befreite die Rescue Foundation das Mädchen während einer Polizei-Razzia aus einem Bordell in Delhi. Zusammen mit 11 andren Mädchen hatte Sanjana großes Glück.
Das zuständige Gericht verfügte, dass Sanjana in die Obhut der Rescue Foundation überstellt werden sollte, die sie in eine ihrer Auffangstationen brachte. Durch das Vorgefallene war Sanjana allerdings dermaßen traumatisiert, dass sie kein Wort herausbrachte und noch nicht in der Lage war, an den Trainingskursen der Rescue Foundation teilzunehmen. Sehr viel posttraumatische Arbeit war nötig sowie psychologische Betreuung, um Sanjana emotional zu stabilisieren und ihr einen optimistischen Blick in die Zukunft zu eröffnen. Stück für Stück schaffte sie es, sich ihren Betreuern anzuvertrauen und ihre Vergangenheit zu bewältigen. Zwar war sie immer noch sehr ruhig und zurückgezogen, begann aber, sich für das Berufs-Training der Rescue Foundation zu interssieren. Momentan erlernt sie elementare Dinge wie Lesen und Schreiben aber sie nimmt auch schon an Karate- und Schneiderkursen sowie an Computerkursen teil. Ihr Zustand und ihre Gesundheit verbessern sich täglich.
Sanjana fühlt sich sicher unter der Obhut der Rescue Foundation und wünscht sich von Herzen, nach Abschluss ihres Trainings zu ihrer Familie zurückzukehren zu können.