Schulprojekt IDEA - Indien
Durch Bildungsprojekt von IDEA sollen in erster Linie Schulabbrüche verhindert werden, bereits von der Schule abgegangene Kinder erhalten eine zweite Chance. Denn nur eine gute Schulausbildung kann sie vor dauerhafter Arbeitslosigkeit und Armut bewahren. Unser Partner vor Ort, die IDEA-Foundation, schafft dabei Hindernisse aus dem Weg und begleitet die Kinder mit Sozialarbeitern zurück in den Schulalltag. Sie bildet Lehrer aus und überzeugt Eltern von der Notwendigkeit einer guten, schulischen Ausbildung. Mit speziellen Unterrichtseinheiten lernen die Kinder den verpassten Stoff nach und können nach kürzester Zeit die ihrem Alter entsprechende Klassenstufe besuchen. Zum Projekt gehören bereits 25 Schulen im ländlichen Westindien.
Das IDEA-Projekt
Die Peter Ustinov Stiftung hat gemeinsam mit der "Foundation for Initiatives in Development and Education for All" (IDEA Foundation) im Jahr 2012 ein umfassendes Entwicklungsprogramm ausgearbeitet. Wesentliche Bereiche und Maßnahmen des Projekts sind im Schulsystem u.a. Fortbildungen für Lehrer, Verbesserungen von Lehr- und Lernmethoden, die Anschaffung neuer Materialien und neuer Technik, eine Preisvergabe für besondere Leistungen und auch bei permanenter Anwesenheit im Schulunterricht. Im außerschulischen Bereich werden zusätzliche Aktivitäten wie (Sport-)Wettbewerbe, Ausflüge, Kunst- und kulturbezogene Unternehmungen untersützt. Im gemeindebezogenen Bereich setzt die Förderung auf den Aufbau und die Stärkung von Gemeindekomitees, berufsvorbereitende Kurse und Berufsausbildungen sowie fallbezogene Sozialarbeit in den Dörfern. Das Projekt, wurde durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mitfinanziert wird, ist Teil eines weltweiten Forschungsprojekts. Projekte in Bolivien, Burkina Faso, Ghana, Südafrika und Indien werden hierbei vergleichend untersucht.
Eine Erfolgsgeschichte
Anfang 2013 begann die Peter Ustinov Stiftung in Indien ein Projekt zur inklusiven Bildung mit einer lokalen Partnerorganisation durchzuführen. Das Projektgebiet liegt etwa 70 km südlich der Millionenstadt Pune im ländlichen Indien. Dort sind viele Kinder von Bildungsangeboten ausgeschlossen. An zwei Fotos kann man erkennen, was inklusive Bildung bewirkt. Im Projektgebiet im Dorf Anantnagar gibt es eine Zuckerrohrfarm, die jedes Jahr aufs Neue Wanderarbeiter einstellt oder anders gesagt, keine bzw. kaum Festangestellte hat, sondern fast nur Saisonarbeiter für einen niedrigen Lohn beschäftigt. Diese kommen mit ihren Familien und leben dann etwa sieben Monate unter Plastikplanen bei teilweise über 40 Grad im Schatten unter ärmlichsten Bedingungen. Sie arbeiten von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang auf der Zuckerrohrplantage. Oft ist die ganze Familie dort beschäftigt inklusive der Kinder. Dies war die Ausgangssituation zu Projektbeginn. Wie man sehen kann, hat der Junge auf dem rechten Bild lauter kleine Schnitte im Gesicht - Resultat des scharfkantigen Zuckerrohrgrases, das mehrere Meter hoch werden kann und sehr dicht gepflanzt wird, sodass man sich bei der Ernte regelrecht hindurchzwängen muss. Durch unser Projekt hat sich die Situation für viele Kinder nun grundlegend geändert: Sie werden vom ersten Tag an direkt in die Schule geschickt und müssen nicht mehr bei der erschöpfenden Feldarbeit mithelfen. Bildung statt Kinderarbeit lautet auch hier die verfolgte Devise! Die Freude in den Gesichtern der Kinder der Wanderarbeiter auf dem linken Bild ist sichtbar und natürlich. Wir freuen uns für diese Kinder aus dem Ort Anantnagar und den nachhaltigen Erfolg dieses Projekts.
Hintergrund und Aussichten
Im ländlichen Indien gibt es nur wenige qualitativ ausreichende Bildungsangebote. Besonders Kinder aus dem unteren Kastensystem, aus kastenlosen Familien, Kinder von Wanderarbeitern und Kinder der Ureinwohner leiden unter dem nicht vorhandenen oder schlechtem Bildungsangebot. Zu Projektbeginn war aufgrund der noch immer sehr weit verbreiteten Armut in Indien eine hohe Rate an Schulabgängern festzustellen. Die Menschen in den Gemeinden haben keine Wertschätzung für eine qualitativ hochwertige Bildung. Kontinuierliche Überzeugungsarbeit im Umgang mit Eltern, um das Bewusstsein für die Dringlichkeit einer qualitativ guten Ausbildung zu steigern, ist dabei essentiell. Die IDEA Foundation entwickelte unter anderem das Lernsystem ABL (Activity Based Learning). Bereits nach drei Wochen konnten die Schülerinnen und Schüler mit dieser neuen Lernmethode umgehen. Die schulischen Leistungen nahmen deutlich zu, aber auch ihre Fähigkeit zum eigenständigen Lernen verbesserte sich enorm. Diese und weitere Methoden, wie z.B. die Einführung von sogenannten „Science-Labs“, sollen in das neue Schulcurriculum als fester Bestandteil und Unterrichtsmethode eingebunden werden.
Interview mit Anne (Studentin am Ustinov College in Durham)
Was hat Dich bei IDEA besonders beeindruckt?
Anne: Die Pädagogen und Sozialarbeiter sind sehr aktiv und mit viel Herz bei der Sache. Sie haben den Willen, zum Wohle der Kinder wirklich das Beste zu geben. Der Ansatz der Schulen ist es, einen ganzheitlichen Blick auf die Bildung der Schüler zu richten.
Was heißt das genau?
Anne: Einer der Gründe für die hohe Schulabgänger Rate, ist der Frontalunterricht, welcher im indischen Bildungssystem historisch fest etabliert ist. Nun beginnt man, kreative Lernmethoden einzusetzen, so dass die Kinder die Theorie auch gleich praktisch, oft spielerisch umsetzen können. Beim selbständigen Arbeiten in kleinen Gruppen sind die Kinder sehr konzentriert, der Stoff bleibt besser hängen.
Welche Rolle spielen dabei Eltern und Sozialarbeiter?
Anne: In dieser armen Region Indiens sind viele der Eltern oft selbst noch Analphabeten. Sie müssen mit ins Boot geholt und überzeugt werden, dass ihre Kinder in die Schule gehören und nicht aufs Feld. Die Familien werden aber auch mit einbezogen wenn es um die praktische Umsetzung von in der Schule bearbeiteten Themen geht, zum Beispiel beim Umweltschutz und Recycling oder auch beim Thema Landwirtschaft.
Wie können wir hier in Deutschland zum Erfolg von IDEA beitragen?
Anne: Es gibt viele kleine Hindernisse, die der Arbeit von IDEA im Weg stehen. Die Schulen bzw. Klassenzimmer sind meist nicht gut ausgestattet. Häufig fehlt es an den einfachsten Dingen, wie Strom, Bastelmaterialien oder auch Musikinstrumenten. Internet ist kaum verfügbar. Ich glaube, man kann hier mit einfachen Mitteln viel erreichen. Der Wille und das Know-how sind jedenfalls vorhanden!